Wahre Schönheit
Was treibt eigentlich die Völklinger Hütte so?
Das Alte Mädchen hat das Rauchen aufgegeben. Sie hat lange keine Männer mehr gefressen, kein Feuer mehr gespien, und sie säuft nicht mehr das Wasser aus der Saar. Ihr Kreischen und Rumpeln ist Vergangenheit, und die Hemden auf den Leinen der Stadt läßt sie sauber.
Ruhig ist sie geworden. Sie hat ihren grünen Daumen entdeckt, auch ihr Herz für Kinder. Sie gibt sich kulturbeflissen und, irgendwie, geschichtsbewußt. Dabei weiß sie über Spuren braunen Drecks hinwegzusehen.
Ihr letztes echtes Laster ist die Spitzenwäsche, in die der Rost sie kleidet und die sie schrecklich gerne herzeigt. Irgendwann, fürchte ich, wird ihr das zum Verhängnis werden. Wie dem auch sei — man dreht sich auf der Straße um nach ihr, und noch, noch ist sie jeden Umweg wert.
Besucht die Völklinger Hütte!
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Kommentare sind geschlossen.
Der alte Qyper kann nicht anders; auch wenn er nichts zu adden hat, muß er wenigstens sagen: Schön geschrieben & feine Bilder!
Was für eine gut erhaltene Eiserne Lady – und im Gegensatz zur gleichnamigen Britin doch etwas für die Ewigkeit.
Merci, Ihr. Das Ding ist so unverschämt fotogen, man kann auch hier nicht anders.
Wow! Da will ich sofort hin.
Komm vorbei! :)
Hast Du Dich nicht gefürchtet neben der alten Höllenmaschine?
Zum Fürchten ist sie schon ein wenig. Aber es ist dann doch eher Ehrfurcht, die einen packt.
Schön geschrieben , schöne Bilder!
Ach, da möcht ich auch mal hin! Und danach in die Utopie.
Klingt nach einem guten Vorhaben. Und dann wären da eigentlich noch der Bürgerpark, die Kasematten, die Ludwigskirche, … :)
Schön anzusehen, die rostige, alte Dame und eine äußerst spannende Geschichte hat sie auch. Danke für den Beitrag.
Allen LesernInnen, allen KommentatorenInnen, die die Hütte noch nicht kennen, kann ich wirklich empfehlen, sie zu besuchen. Häufig werden in der alten Gebläsehalle Ausstellungen geboten. Leonardo da Vinci war vor einigen Jahren mal da. Dessen technische Zeichnungen und Modelle beeindruckten in diesem „Ambiente“ mehr als in jedem „normalen“ Museum. Das Inkagold leuchtete in der Halle strahlender als anderswo.
Geht auf die Website http://www.voelklinger-huette.org – und wenn Ihr schon mal einen Schlenker ins Saarland macht, schaut in Wadgassen im Zeitungsmuseum vorbei. Das ist über http://www.kulturbesitz.de im Netz zu erreichen. Saarland ist nicht nur Oskar!
Wadgassen steht auch noch ganz oben auf meiner Agenda!
Leonardo da Vinci war vor ein paar Jahren in Völklingen? Ich wußte gar nicht, daß der alte Mann noch lebt…!
Bloß schade, daß er die Zeitmaschine wieder mitgenommen hat.
Leonardo ist halt unsterblich!
@phillipp: Auch wieder wahr!
Ich komm‘ da bestimmt mal vorbei; es steht schon auf meiner Liste. Neulich war ich im Landschaftspark Duisburg-Nord und der hat mir schon gut gefallen. Aber die Völklinger Hütte soll viel beeindruckender sein.
Danke für diesen Hinweis, den guten Artikel und die Fotos. Davon würde ich geren noch mehr sehen. Beim nächsten Saarlandbesuch steht sie nun ganz oben auf der Liste.
Ja, ja, ja, ein altes, dickes, dreckiges Stahlwerk! An mein Herz!
Aber in 200 Jahren wird niemand mehr wissen, wozu sowas überhaupt gut gewesen sein soll…
Ach, in 200 Jahren ist das Ganze, wenn es vorher keiner in Plastik eingießt oder so, ohnehin weggekrümelt. Der Rost kriegt alles.