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(IV) Museumsmeckerei

10. Oktober 2017

Kuratorinnen und Ausstellungsmacher!

Großartige Exponate haben Sie da zusammengetragen. Und das Konzept — toll, wirklich. Stringent, mit Überblick und Vertiefung, auch an Kinder wurde gedacht, nix zu sagen. Museumsräume: herrlich, sowieso.

Eines aber macht mich fertig: Wer, zum Uhu, erstellt denn diese Schilder an den Exponaten? Bzw. wer tippt die Texte, bzw.: wer liest da nicht korrektur?! Immer wieder versuche ich mich in Toleranz zu üben, aber ab etwa Fehler Nr. 3 ist’s vorbei. Da können Type, Farbgestaltung, Beleuchtung noch so raffiniert sein – der Rundgang wird für mich zum Spießrutenlauf, die Texte verschwinden hinter der Rechtschreibung. Wie ein Weg, auf dem man nur die Schlaglöcher sieht und nicht das Panorama; wie eine Suppe voller Wacholderbeeren, die man so langzähnig essen muß, daß man nachher nicht weiß, wie sie schmeckt.

Nun bin ich Korrekturleserin, mir springen solche Sachen ins Auge. Und katapultieren mich aus dem Vergnügen knietief in die Arbeit … Déformation professionnelle. Es bin aber nicht ich, die mit Bleistift durch die Ausstellungen geht, auch wenn’s manchmal in den Fingern juckt.

Argh.

Bitte, liebe Verantwortliche: so teuer kann ein Korrektorat nicht sein. Leisten Sie sich eins, damit niemand durch eine Ausstellung gehen und denken muß: interessante Sache, aber doch ein bißchen lieblos gemacht.

Und damit Leute wie ich Ausstellungen entspannt genießen können. Ich würde mir dann sicher auch öfter den Katalog kaufen.

 

Zur Blogparade des archäologischen Museums Hamburg.

 

 

34 Kommentare
  1. 10. Oktober 2017 19:05

    Die Übersetzungsfehler in den zweisprachigen Beschilderungen eines Berliner Museums…au, au, au!

    • 10. Oktober 2017 19:21

      Oh, eine neue Dimension des Schmerzes. Vielleicht sollte ich froh sein, daß ich nur Englisch kann …

  2. 10. Oktober 2017 19:38

    Es bin aber nicht ich? Hihi. Darf ich den Fehler behalten? Ich bin ja nicht Korrekturleserin, ich kann darüber grinsen. Zum Teil muss ich dir aber recht geben., ich zucke auch zuweilen zusammen, wenn ich in die Zeitung schaue: Neulich las ich: Tödliche Schüsse in Las Vergas!

    • 10. Oktober 2017 21:25

      Autsch, ja … Tageszeitungen haben schon lage kein Korrektorat mehr, und das merkt man leider. Ärger gibt es eigentlich nur, wenn irgendwo ein Name falsch geschrieben wird.

  3. Roswitha permalink
    10. Oktober 2017 19:49

    Ich wurde schon mal zu einer Grippenausstellung in der Weihnachtszeit eingeladen, soweit ist es. Die Computer können halt nur die Worte, nicht den Sinn erfassen. Warum müssen denn Kinder noch Rechtschreibung lernen? Und auch in deren Interesse sollte eine sachkundige Kontrolle des Geschriebenen erfolgen.

    • 10. Oktober 2017 19:52

      Ha, Weihnachtszeit, Grippezeit, das ist doch vollkommen logisch! (Oder war’s etwa eine Gruppenausstellung mit dem beliebten u/i-Vertipper?)

  4. 10. Oktober 2017 20:19

    Siehst du mich nicken?
    Ich dachte schon an eine Rotstiftperformance in einer Innenstadt (Schaufenster, Tafeln, Infos etc.).
    In Museen doppelt unverzeihlich!

    • 10. Oktober 2017 21:00

      Oh, ich wär dabei … Innenstädte sind fürchterlich.

  5. 10. Oktober 2017 21:09

    Ich bin auch Korrekturleserin, und ich versteh dich SO GUT! ;-)

    • 10. Oktober 2017 21:19

      .)) Da sind wir schon drei! (Den Schalter zum Abstellen wüßte ich manchmal gern.)

    • 11. Oktober 2017 21:17

      Den Aus-Schalter gibt es nicht. Wir werden bis ans Ende unserer Tage mit gruselig formulierten und niedergeschriebenen Wohnungsinseraten, Informationstafeln, Gemeindemitteilungsblättchen und dergleichen leben müssen. ;-)

  6. 11. Oktober 2017 12:31

    Mir geht es ähnlich, schlampig geschriebene Texte nerven und verleiden mir oft die zugehörige Ausstellung oder das Buch oder die Webseite, ganz unabhängig von der sonstigen Qualität des Angebots.

    Als Übersetzer gehört Korrekturlesen auch zu meiner Arbeit, zumal wir oft eine Art inoffizielle Korrekturinstanz für die Autoren bilden, da läuft der innere Korrekturleser praktisch immer und von selbst mit. Das ist wohl so eine Art Berufskrankheit (und ein bisschen vielleicht ein Henne-Ei-Problem).

    • 11. Oktober 2017 18:24

      Ja, ich denke dann immer: schade, schade, schade … Und ich habe schon viele Sachen nicht gekauft, weil sie schlecht redigiert/korrigiert waren.
      Berufskrankheit: Professionelle Besserwisser, jaja.

    • 11. Oktober 2017 21:06

      Obwohl, eijeijei, als Übersetzer gehört Korrekturlesen auch zu meiner Arbeit, das hätte ich angestrichen. Das tut nur so, als wäre es ein Satz, dabei steht der Übersetzer hier ohne Anschluss am Rand rum während das „gehört Korr…rbeit“ grammatisch in der Luft hängt.

      Das muss anders, vielleicht als Übersetzer muss ich auch Korrekturlesen oder zu meiner Arbeit als Korrekturleser gehört auch das Übersetzen (oder umgekehrt) oder, ganz geschraubt, zu meinen Aufgaben als Übersetzer gehört auch das Korrekturlesen. Wieder ein paar schöne Erbsen gezählt ;)

    • 12. Oktober 2017 16:52

      Hach. .) Erbsen, Haare, Korinthen, Ameisen — sie sind ü-ber-all. ,)

    • 13. Oktober 2017 10:29

      Ameisen? Das kannte ich noch nicht. Was ist mit denen?

    • 13. Oktober 2017 10:44

      Die Ameisen sind aus dem Niederländischen entwendet. Ein Haarspalter heißt da „Ameisenficker“. (Der Online-Duden fragt: Oder meinten Sie „Eisenocker“?)

  7. 11. Oktober 2017 17:51

    Ja, auch eine Facette im Museum: Texte schreiben, Ausstellungstexte, Katalogtexte, Raumtexte … Und manches Mal schleichen sich wissenschaftliche Bandwurmsätze. Aus eigener Erfahrung, weiß ich, wie ungewohnt es als Wissenschaftlerin ist, solche Texte und vor allem die Botschaft leicht verständlich und korrekt rüberzubringen. Auch bei mir schleichen sich immer wieder Fehler ein, da ich schon einige Gedankengänge weiter bin, aber ja, dafür gibt es das Korrektorat. Es ist immer heilsam zu sehen, welche Stilblüten so gestrichen werden.

    Danke für #KultBlick 33 – eine ganz tolle Serie!

    Herzlich,
    Tanja

    • 11. Oktober 2017 18:03

      War kathartisch, die Meckerei. (Und ich bin fast etwas erleichtert, hier in den Kommentaren zu sehen, daß es anderen auch so geht wie mir …)

    • 11. Oktober 2017 18:07

      Ja, das wird uns nur nicht so oft gesagt. Bei mir im Blog ist der Artikel „Texte schreiben für Ausstellungen“ einer der am häufigsten geklickten Artikel. Das Problem von Kunsthistorikern ist zudem, möglicht viel in Beschreibungen unterbringen zu wollen, dabei nehmen wir mitunter manches Mal wenig Rücksicht auf die Besucher ;-) Das ist dann wiederum ein anderes Thema.

    • 11. Oktober 2017 18:14

      .)) Der Spagat 6 – 115 ist natürlich auch nicht ohne …
      Ich persönlich mag es lieber, tiefergehend lesen zu dürfen (von mir aus im Kleingedruckten; ich weiß, nicht alle Leute haben so viel Zeit), als nur ein paar Stichworte für die spätere Internetrecherche zu bekommen. Heute war ich in einer Ausstellung von Malerei, da standen neben den Bildern Bildbeschreibungen; die habe ich mir dann zugunsten von Selberschauen gespart.

  8. 12. Oktober 2017 5:19

    Liebe Frau Lakritze,
    ja, wer mit Korrekturlesen zu tun hat(te), kann solche Fehler nicht einfach überlesen. In meinem Blog habe ich auch gerade etwas zu diesem Thema gepostet: SPELLING MISTAKES im Menü «AHA!».
    In Thailand sind für mich solche Schreibfehler eher amüsant, weil viele des Englischen nicht mächtig sind und deshalb «phonetisch» schreiben.
    Mit besten Grüssen aus Fernost,
    FEL!X

    • 12. Oktober 2017 16:54

      Oh, das ist auch schön. Fremdkulturen sind halt noch mal was anderes; ich sage nur Handy, Bodybag und Quickdrop … (Ich kann bei Blogspot nicht kommentieren, darum hier.)

  9. 12. Oktober 2017 21:09

    Als ich bei der Zeitung arbeitete war die Lektorin ein ältliches, graues Fräulein, eine pensionierte Deutschlehrerin, die immer ganz still in ihrem Zimmer saß und abends mit kaum hörbaren Schritten auf einen zukam und mir ihre „Vorschläge“ unterbreitete. Ich habe sie sehr vermisst, als wir später, aus Ersparnisgründen, unter den Schreibern gegenseitig die Texte der Kollegen redigiern mussten. Aber mal unter KollegInnen: Muss es in deinem Text nicht heißen „Wer liest da nicht Korrektur?

    • 12. Oktober 2017 21:30

      Ha! .)) Mal einer, der fragt …! Ich bin Korrekturleserin; bei mir ist korrekturlesen ein Wort.

  10. 13. Oktober 2017 10:56

    Hi, hi… Korinthenkacker! Ich werde sicher nicht den ersten Stein werfen, meine eigenen Unzulänglichkeiten (besonders auf Deutsch! Warum werden die Sätze immer ganz von allein so lang und verschachtelt?) sind mir sattsam bekannt, aber lustig ist es manchmal schon, was man so liest, wenn man erst über den Ärger hinwegekommen ist.

    • 14. Oktober 2017 9:56

      Ich nehme an, bei Unzulänglichkeiten in drei Sprachen (oder sind es mehr?) gibt’s Rabatt. .))

      (OT: Mir fällt übrigens noch eine Unübersetzbarkeit ein, zumindest im Englischen scheint es da keine Entsprechung zu geben: Wenn man was unterstellt bekommt wie: du hast ja nicht mal nachgeschlagen?!, kann man auf Deutsch bündig antworten mit: doch!, oder do-hoch, wenn der Zank schon länger geht. Auf Englisch fallen mir da nur Mehr-Wort-Lösungen ein.)

    • 15. Oktober 2017 17:16

      Doch ist gut (wie die vielen kleinen Zusätze wie schon, arg, halt…, die Sie neulich erwähnten), vielen Dank dafür, vielleicht raffe ich mich demnächst wieder auf, etwas zu schreiben. Das ist jedoch kein Versprechen, zur Zeit bin ich eher am Zeichnen. Da kann ich gemeiner sein. Übrigens, im Beitrag davor: hinwegGekommen, natürlich. Wieder ein Buchstabe vergessen. Das ist nicht Unkenntnis, das ist Schlamperei. Einer der wichtigsten Gründe dafür, dass ich schon längst kein Übersetzer, sondern Dolmetscher bin. Entspricht viel eher meiner Art zu sein!
      Da ich schon dabei bin, würde ich gerne nach der vor so langer Zeit angekündigten Kritik des „Überflug“ fragen: hat sich die Korrekturlektorin eher vom Inhalt oder von der Form abgeschreckt gefühlt? Oder einfach nur Zeitmangel und vergessen? Das ist keine Klage und schon gar kein Vorwurf, bitte nicht missverstehen.
      Ja doch, es sind noch mehr: ES, DE, EN, IT, FR & CAT. Kein Rabatt, gibt nur mehr Aufträge – um für internationale Organisationen zu arbeiten (EU) reichen drei Sprachen (zwei Ausgangssprachen und eine Zielsprache) kaum. Aber ich würde nur behaupten, dass ich die ersten drei leidlich beherrsche, IT und FR sind keine Liebe, sondern eine distanzierte Zweckehe. Und Katalanisch ist… persönlich schwierig. Besonders heutzutage. Und beruflich irrelevant. Das kann sich ändern, ich würde aber nicht darauf wetten.

    • 23. Oktober 2017 15:10

      Das ist … eindrucksvoll. (Ich habe außer anderthalb lebenden nur tote Sprachen gelernt; damit kommt man nicht weit.) Außerdem habe ich mal einen Dolmetscher bei der Arbeit beobachtet, wie der per Simultanübersetzung ein reibungsloses Gespräch (D-F) ermöglichte. Nicht nur ganz ohne Zeitverzögerung, sondern auch so, daß er sich überhaupt nicht in den Vordergrund brachte. Sehr erstaunlich.
      Der „Überflug“ ist mir tatsächlich vom Schreibtisch gerutscht. Stapel: angefangene Bücher … Entschuldigung. Das wird, aber es wird dauern.

    • 25. Oktober 2017 10:15

      Keine Eile, kein Zwang, wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Es gibt so viele Bücher! Und am Bildschirm zu lesen ist nicht das angenehmste.
      PS: Lauter romanische Sprachen ist nicht so eindrucksvoll, wie es auf den ersten Blick scheint: mein Lebenslauf hat es mir leicht gemacht. Heute hätte ich gerne Latein und Altgriechisch gelernt, aber meine Lehrer haben es mir damals verleidet, und wenn ich etwas bereue, dann nicht mehr Mathe und Musik gelernt zu haben. Und programmieren! Hauptsache, man ist noch nicht zufrieden ;-)

  11. 14. Oktober 2017 14:19

    Im April hatte ich ein Straßenschild gefunden, ein sehr fehlerhaftes. Mit „sehr“ meine ich jetzt nicht die Tatsache, daß auf dem Schild gleich mehrere Fehler waren; das waren sie auch, aber für den einen-und-einzigen-einzigartigen Fehler auf den ich hinauswollte war „sehr“ noch untertrieben: der Name der Stadt selbst, in der das Schild hing (und wahrscheinlich zur Freude aller Korrekturleser, Deutschlehrer, Schriftsteller und Touristen immer noch hängt), war fehlerhaft.
    hier: https://aurorula.wordpress.com/2017/04/07/strasenschildschreibfehler/

    Nun mache ich zwar selbst pfundweise Kommafehler und sollte daher nicht schimpfen – aber sollte ich auf dem Schild an meiner Tür meinen eigenen Namen falsch schreiben, flicke ich das doch so schnell wie möglich, das Schild, nein?

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