Zum Inhalt springen

Bücher von Bloggern III

4. August 2015

Exemplar voraus! Ich durfte ein Buch lesen, das es so noch gar nicht gibt – Knicks Richtung Autor!

Wenn der hochgeschätzte Oliver Driesen von Zeilensturm was über Wirtschaft schreibt, dann lese ich das, weil es spannend ist und gut geschrieben. Nun ist endlich sein Buch fertig, ein satirischer Wirtschaftskrimi: Wattenstadt.

Konrad Klapp, den Chef eines ruhrpöttischen Maschinenbaukonzerns, zieht es an die Nordsee. Er hat große Pläne für Langeneß und seine eigensinnigen Ureinwohner – er will einen technologischen und touristischen Leviathan vor ihrer Insel Hallig errichten, die Wattenstadt. Rechtliche und ökologische Hindernisse stören Klapp wenig; er weiß, wie man Lobbyarbeit betreibt. Und daß die Ureinwohner so wenig beglückt werden wollen, hält er für kein großes Problem.

So weit, so vielversprechend.

Auf der einen Seite stehen nun die Halligbewohner, liebevoll erfunden vom streitbaren Pfarrer bis zur frischgebackenen Hotelbetreiberin; auf der anderen Seite der selbstsichere Chef der Wamabag und sein Stab. Wie soll ich’s formulieren: kennen Sie Ödipussi von Loriot? Ein Psychologe hat mir mal gesagt, diesen Film könnten sich Psychologen kaum anschauen; das sei zu dicht an der Wahrheit, das tue zu weh. Ich glaube, mit Wattenstadt wird es PR- und Wirtschaftsleuten ähnlich gehen. Zumindest den zartfühlenderen unter ihnen. Sensiblen Lobbyisten und Politikern vermutlich auch. Als unvoreingenommene Leserin reibe ich mir alle zwei Seiten die Augen und denke, Mensch, plausibel ausgedacht. Wirklich, haha, gute Parodie. Äh. Ist doch eine, oder? Oder??

Jedenfalls: Ob in der Deutschen Bucht, in Berlin oder in Brüssel, es wird turbulent, komisch, absurd. Nichts bleibt, wie es war; alles kommt anders als geplant; und am Ende hätte damit wirklich niemand rechnen können. Von Thriller über Science Fiction bis zu Sagen und Märchen hat die Geschichte alles. Hie schräge Vögel und Hallig-Konversation in aller gebotenen Umständlichkeit, da Haie und … Marketing. Böse und treffsicher beschrieben. Da bleibt kein Auge trocken; der Autor kennt sich aus.

Hier gibt es die ersten beiden Kapitel als vollelektronische Leseprobe. Würde mich ja wie noch was freuen, das irgendwann auch gedruckt und auf Papier lesen zu können.

 

 

 

 

10 Kommentare
  1. 4. August 2015 17:17

    Danke. Wie es aussieht, werde ich wohl die Shortlist für den Nordsee-Urlaub umgestalten müssen …

    • 4. August 2015 17:39

      Umgestalten? Einfach verlängern …

    • 4. August 2015 17:46

      Genau und den Urlaubsschein gleich mit ;-)

    • 4. August 2015 17:55

      Ich dachte immer, Urlaub wächst auf Bäumen. (Die allerdings sind selten auf Halligen.) .)

  2. karu02 permalink
    5. August 2015 15:20

    Danke für diesen Lektürehinweis. Und was ist zu tun, wenn man unbedingt weiterlesen will?

  3. 6. August 2015 11:09

    @karu02: Eine sehr berechtigte Frage ;-)
    Machen wir’s doch so: Du kriegst das ganze Skript von mir, und dafür blogst du es am Ende (ohne Spoiler natürlich). Deal?

  4. 7. August 2015 14:18

    Zu dicht an der Wahrheit: Ja, das kann schmerzen. Aber wenn man schon ganz nah ist, kann es auch hilfreich sein, den spuckebenetzten Finger in den Salztopf zu tunken und ab damit, hinein in die Wunde.
    Das macht wach und aufmerksam, dann kann man Dinge ändern. Manchmal.

    • 7. August 2015 14:26

      Ein gutes Gelächter ist in der Hinsicht auch nicht schlecht …

    • 7. August 2015 20:27

      Erst das Gelächter, hilft das nicht, kommt der Finger … :-)

Kommentare sind geschlossen.