Alles da: der Dorfladen
Dorfläden faszinieren mich, seit ich mit drei, vier Jahren meine ersten Groschen bei Frau Kruger in »Geschnuggels« umsetzen durfte: Die Ladenglocke schepperte, die Tür quietschte, und es duftete nach Äpfeln und Papiertüten. Nix mit Selbstbedienung — alles gab’s in Armeslänge der asthmatischen Besitzerin; nur für das nicht ganz alltägliche Sortiment mußte sie auf eine Trittleiter steigen. Die mechanische Waage (Bi … zer … ba) hatte einen Haken für Bananenbündel; Damenstrumpfhosen fuhren in ihrem Ständer Karussell. Hauptattraktion: die Bonbongläser, und natürlich gab es für Kinder immer ein Zwei-Pfennig-Brausebonbon extra.
Frau Krugers Laden (»Union-Kohlen — Kolonialwaren«) ist längst Geschichte, und ich wüßte keinen echten Tante-Emma-Laden in meiner Nähe. Für sowas muß man schon aufs Land. Richensa hat ein wunderbares Exemplar in Brandenburg porträtiert; hier nun das hessische Gegenstück in Mönstadt im Taunus (430 Seelen).
Dieser winzige Supermarkt ist bestens sortiert — es gibt alles, was man zum Leben braucht: Brot, Butter, was drauf, Frisches, Haltbares, Süßes, Salziges und alles für den täglichen Bedarf. Und natürlich immer jemanden für einen Schwatz. Wir, ortsfremd und ohne Auto unterwegs, sind sicher aufgefallen, wurden aber nicht weniger freundlich bedient. Nur vielleicht etwas hochdeutscher.
Bei jeder Wanderung durch diese Gegend hoffen wir, daß wir eine kurze Rast in Mönstadt einlegen können — zu Ladenöffnungszeiten.
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Mit gesicherter Eingangstüre immerhin. Und Musike haben sie da auch?
Vielleicht übertragen sie da Fußballspiele?An war sie jedenfalls nicht, die Mussick (mit stimmhaftem s).
Wir haben da übrigens eine kenntnisreiche Beratung zum Thema Digitalkameras bekommen; auch wenn wir dann doch keine wollten. Kamera, meine ich.
Dann muss ich ja ganz bald mit dem Laden in Hohengüstow, der sogar einen Kachelofen im Geschäft hat, nachlegen ;-)
Ein sehr schöner Beitrag!
Der Laden meiner Kindheit wurde in Höxter von Ehepaar Raupach betrieben, bei denen ich für 5 Pfennig diese „Leckmuscheln“ (Plastikmuschel mit Lutschermasse drin) bekam. Unmöglich, den Konsum zu leugnen, denn meine Lieblingssorte Waldmeister hinterließ untrüglich grüne Spuren auf der Zunge…
Dann gab es damals noch Grönes Laden in der Corveyer Allee…
Beide Läden sind längstens Geschichte!
So etwas hätte ich auch gerne nebenan.
Karu: Das glaube ich Dir. Ohne Einkaufsmöglichkeit ist das Landleben wirklich übel …
In einem Dorf bei uns haben sie mal nach Jahren der Wüste einen „Unser Laden“ eröffnet, der u.a. Lebensmittel von Bauern aus dem Ort im Programm hatte. Hochgerechnet auf die Einwohnerschaft des Dorfes hätte sich das Ding tragen müssen, aber dann haben wohl doch zu viele im Industriegebiet der Kreisstadt eingekauft …
Richensa: die Schleckmuscheln kenne ich auch! Fünf Pfennige! Und: Bitte, ja, den Hohengüstower Laden. Ich peile dann schon mal im Gegenzug ein paar Bilder in Laubuseschbach an.
Dorfläden sind der Hammer, jeder sieht gleich was hier läuft.
Ein kleines Gespräch ist immer drin und so erfährt man was über die Nachbarn.
Hm, das klingt ein wenig nach leidvoller Erfahrung –?
Und der darf sich echt schon SPAR nennen? Meine Hochachtung vor der Kette steigt gerade!