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Schnee mit Herrn G.

17. Januar 2021

Zum Wandern in Zeiten der Pandemie muß man früh aufstehen und den Zug nehmen, den man noch für sich alleine hat. Dafür weiß man dann erst am Zielort, wie das Wetter ist: trüb und ziemlich warm, zumindest im Moseltal. Aber man soll ja einen Weg nicht von der Gleisbettkante schubsen, nur weil im Tal kein Schnee liegt; also ziehen wir los in höhere Lagen.

Moselhöhen_Aussicht

Heute Aussicht nur in die mittleren Fernen.

Am Ortsausgang sind die Straßenränder mit Flatterband abgesperrt – sollten sich auch hier die Tagestouristen gedrängt haben? Eigentlich sieht es nicht danach aus, struppiger Wald, matschige Fußwege, verhangene Ausblicke. Aber wer weiß. Wir begegnen jedenfalls keiner Seele bis ziemlich spät am Tag. (Dann lassen sich zwei junge Frauen – mit Abstand – von uns den Weg zeigen. „Eine schöne Karte haben Sie da“, als hätten sie so was noch nie gesehen.)

Irgendwann sind wir auch hoch genug für Schnee. Wir treten aus dem Wald, und die Hügelkuppe liegt im Licht wie Porzellan. Herr G. läßt sich die Sonne auf die Nase scheinen; ich würde am liebsten am Wegrand festwachsen wie ein Baum, als Ansitz für Raubvögel. Man wird sehr andächtig draußen, wenn man selten rauskommt. Und Schnee: muß man fotografieren, anfassen, probieren (also, ich zumindest. Schmeckt noch genau wie früher).

Der wird nicht lang liegenbleiben, wissen wird. Aber so lang er liegt, ist Winter, und die Welt ist schön.

Bühne mit Kulissen, darüber Himmelsblau.

 

 

 

8 Kommentare
  1. 17. Januar 2021 19:39

    Mal wieder gerne mitgegangen…
    Danke.
    Gruß von Sonja

    • 17. Januar 2021 19:55

      Oh, ich würde selbst gern öfter raus …! Das ist das einzige, was mir an Aktivitäten so richtig Freude macht. Wenn man nur zu Fuß hinkönnte!

  2. Anonymous permalink
    17. Januar 2021 19:42

    Ich schicke mein Seufzen rheinaufwärts. Hier hatte es auch geschneit heute nacht, der Kater war irritiert, weil es hinter allen Türen so komisch aussah. Gegen 11 war alles wieder weg. Wie war die Rückfahrt, fand sie auch in leeren Waggons statt?

    • 17. Januar 2021 20:01

      In akzeptabel leeren; ich war zumindest beruhigt. Dein Kater kennt doch Winter? Aber vielleicht vergißt man das als Kater wieder, wenn man einige Monate nichts Weißes gesehen hat.

  3. 17. Januar 2021 21:02

    Endlich mal wieder dich und Herrn G. lesen, wie ihr wandert und Schnee fandet. Wie schön! Danke fürs Mitgenommenwordensein.

    (Hoffentlich mal wieder live.)

    • 18. Januar 2021 8:56

      Ja! Irgendwann ist hoffentlich alles wieder einfacher.

  4. wardawas permalink
    19. Januar 2021 0:01

    Hier liegen im Wald überall gesprengte Westwallbunker – verschneit sehen sie aus wie aus einem Science-Fiction-Film: grauer Beton, rostige Moniereisen, Moosflecken und drüber Schneekissen…

    • 19. Januar 2021 9:58

      Das wäre eigentlich auch mal eine Wanderung wert. Liest sich jedenfalls spektakulär.

Kommentare sind geschlossen.