Fernblick
Hier ist Rheinhessen. So häßlich, klagte mir mal ein Zugezogener aus einer anerkannt schönen Ecke der Welt. Und spektakulär ist es hier wirklich nicht. Nicht die Helden der Sagen oder die Drachen sind hier zuhaus, sondern der Spielmann. Keine Naturwunder, keine Landschaft, die den Atem raubt; das größte Menschgebaute hier sind Autobahnen und Windanlagen. Die Luft teilt man sich mit den Flugzeugen vom Flughafen Rhein-Main.
Dieser Fleck der Erdschale ist gerunzelt und zerschliffen zu Hügeln und Hügeln; dausend Hiwwel, sagen die Einheimischen. Auch dieser Hügel ist nicht hoch, einer von vielen, aber wer ihn durch die Weingärten ersteigt, steht über allem, direkt unterm Himmel, sieht Wolkenzug und Sonnenbahn und unterschiedliches Wetter in verschiedenen Richtungen, müßte nur die Hand ausstrecken und könnte ein Sträußchen Windräder pflücken.
(Kleiner Gruß an Frau Amsel, die schon hier oben, und an Herrn G., der ganz da hinten war.)
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Ein Spielmann ist doch auch eine wichtige Person, und ich begegne lieber einem solchen als einem Drachen. Helden misstraue ich im Übrigen häufig.
Keinerlei Widerspruch meinerseits! Ich würde eher dem Spielmann zum Gelage folgen als dem Helden in die Schlacht.
Ich kenne diese Landschaft nicht, aber bei ihrer Schilderung aus dieser Tristesse so viel Poesie zu entlocken – das ist Kunst. :-) Toller Beitrag!
Oh, danke. Das ist leicht, wenn man etwas gern hat – und die Gegend habe ich gern. Mit Windrädern sogar.
Dass du diesen Landstrich magst, merkt man dem Text an. :-)
Rheinhessen ist weitaus besser und interessanter als es der erste oberflächliche (im wahrsten Sinn des Wortes!) Anblick erahnen lässt. So viel Kultur und Geschichte. Und das grösste Weinbaugebiet Deutschlands…
Rheinhessen ist eine Entdeckungsgreise wert. Allemal.
Abendgruss von der hessischen Seite des grossen Stroms,
Herr Ärmel
Außerdem ist es in Wirklichkeit gar nicht hässlich. Ich ziehe diese etwas struppige Landschaft den stets abweisenden Alpen auf jeden Fall vor.
meine Rede…
Herr Ärmel, die Ecke würd ich Ihnen wärmstens ans Herz legen; ist etwas abseits vielleicht, aber an einem Tag mit bißchen Wetter – kaum zu übertreffen. Wenn der Wind günstig steht, schaut man bis Bembel-Downtown. Und natürlich haben Sie recht – häßlich ist es wirklich nur sehr, sehr oberflächlich. Spätestens jetzt, zu „200 Jahre Rheinhessen“, gibt es so viel zu gucken, lesen, machen –!
Vielen Dank. Die Ecke habe ich in diesem Jahr schon mehrfach besucht und manches entdeckt und neu gesehen: zu Fuss, mit dem Rad und auch mit dem Kraftfahrzeug.
Ich kenne Rheinhessen noch aus den Zeiten, als dort etliche WGs ansässig waren – welche positiven Veränderungen in einigen wenigen Jahrzehnten. Schier nicht zu glauben, was aus manchen Dörfern geworden ist.
Nachtrag, da ich eben erst entdeckte, dass sich hinter Ihrer Fotografie eine Galerie befindet: schöne stimmungsvolle Aufnahmen sind das geworden.
Und da ich nur knipse, würde ich gern mal richtige Fotos sehen. .))
Jetzt stellen Sie sich bloss nicht untern Scheffel, sonst gibts schlechtes Wetter ;-)
Ich mag das Rheinhessische sehr, ach, bleib mir doch weg mit all den Drachen und Helden, Spielmann lässt das Tanzbein zucken, Herz, was willst du mehr?!
herzlichst
Ulli
Oh, ehrlich?! Das Rheinhessische ist auch schwer unterschätzt, wie ich finde.
Ja klar, ich hab mal im Rheingau gelebt, von dort ist es zum Rhein-hessischen ja nur zwei Hügel weiter ;)