Zum Inhalt springen

Bücher von Bloggern II

23. Juni 2015

Mein zweites Bloggerbuch ist, ganz standesgemäß, in einer Satteltasche zu mir gelangt; gelesen habe ich es allerdings am Küchentisch, im Warmen und Trockenen:

Jürgen Rink (Irgendlink): Schon wieder ein Jakobsweg, eBook 5,99 €; Paperback ISBN 978-3-844278-67-5, 104 Seiten, 9,95 €

„Schon wieder ein …“ –? Jakobsweg kennt doch jeder, spätestens seit Kerkeling, da müßte man schon rückwärts auf Rollschuhen unterwegs sein, um noch was Neues zu bieten.

Der Künstler Irgendlink geht zu Fuß, vorwärts, wie alle, und beschreibt seine Winterreise auf dem Jakobsweg bis in sämtliche Niederungen der Pilgerherbergen. Vom 18.11. bis 22.12.2010: Unendliche Leere der Landschaft, kontrastiert mit Ausdünstungen, Füßen, Schnarchkonzerten und allerlei Menschlichem („… ER auf der anderen Seite des Raumes. Heute führt er kaum Selbstgespräche und sticht auch nicht auf seinen Schuh ein …„).

Irgendlink ist ein begabter Reisender und Beobachter. Seine Erzählung ist subjektiv, voller erstaunlicher Formulierungen, Ideen und Verknüpfungen — Marías, Shakespeare, Schrödingers Katze –, die weiterzudenken sich lohnt. Eine im Reisenden reflektierte Reise, via Online-Medium sehr direkt erfaßt; im Hintergrund sind immer spürbar: die Homebase und das unsichtbare Publikum, für die er beim Reisen schreibt. Man liest mit einem Lächeln und stockt dann doch wieder an einem der Abgründe, die sich immer wieder auftun — Pilgerromantik ist nicht; „nach der Schuld ist vor der Schuld„, wie einer der letzten Abschnitte endet.

Das Büchlein ist eine Zusammenfassung der Live-Berichterstattung des Künstlers, ohne Bilder und nicht allzu entgegenkommend gestaltet. (Als eBook ist es vermutlich lesefreundlicher.) Ich hoffe für die aktuelle Reise #AnsKap auf etwas Üppigeres — und wünsche viele Leser, viele Unterstützer des Projekts.

 

 

6 Kommentare
  1. 23. Juni 2015 22:21

    Zur Ehrrettung des Bloggers Irgendlink sei gesagt, dass er damals nicht wusste, dass die Formatierung von eBook in Papierbuch nicht automatisch geschieht. Darum die etwas seltsame Seitenaufteilung. Die aber, wenn auch gewöhnungsbedürftig, den Inhalt zum Glück nur minim schmälert.
    Und ja, bei #AnsKap wissen der Künstler und die Homebase, moi-même, mehr als damals und soll das Buch auch in Papier ein Lesegenuss werden.
    Ich freu mich über deine tolle Rezension!

  2. 24. Juni 2015 8:02

    schön, dass du es rezensiert hast- ich will es noch lesen …

  3. 24. Juni 2015 8:36

    SoSo, den Inhalt schmälert das zum Glück gar nicht. Nur die Randspalte. ,)) Nein, ich mochte das Buch sehr; und ich freue mich aufs nächste!
    Ulli: unbedingt; sehr unterhaltsam! Hat man Nichtleser im Haushalt: es eignet sich sogar zum Vorlesen.

  4. 24. Juni 2015 9:41

    Danke für’s Vorstellen! Lustigerweise bin ich hier im deutsch-dänischen Grenzland gerade links und rechts vom „Ochsenweg“ unterwegs, der auch Heerstraße und Pilgerweg seit dem Mittelalter war. Das Ziel: Rom oder Santiago de Compostela, was von hier im Norden noch einmal Wochen weiter entfernt liegt.

    • 24. Juni 2015 9:54

      Wege sind etwas Erstaunliches! Kennst Du The Old Ways von R. Macfarlane? Wie lange und wie sich solche Strukturen erhalten; ich war fasziniert.

    • 24. Juni 2015 9:57

      Nein, kenne ich nicht, aber das hört sich nach einem guten Lesetip an. Ich werde den „Ochsenweg“ noch verbloggen… Er ist sozusagen wiedererweckt.

Kommentare sind geschlossen.