Den See sehen
Wenn das Meer fern ist, muß eben ein See-Gang genügen. Einen See weiß Herr G. Und am Wandertag herrscht eine steife Brise, daß der Wald brandet; man sollte die Mütze tief ins Gesicht ziehen, sonst lernt sie fliegen.
Wir nehmen ein Flüßchen als Begleiter hoch in die Eifel, Richtung Bims und Basalt. Hier entspringt Mineralwasser, und um den Brunnen herum gedeiht Industrie. Die Quellnymphen, sagt Herr G., tragen hier hygienische Hauben überm Haar und einen Werksausweis um den Hals.
Wir schauen vom Hang auf die Getränkekistengebirge hinab, da explodiert hinter uns das Laub: unter Geprassel galoppiert ein kleines, struppiges Wildschwein davon, das sich zwischen Pfad und Fels in einem Blätterhaufen vergraben hatte und nun wohl mit den Nerven am Ende war. Ich hätte ihm ganz leicht ein Bein stellen können … Gut, daß es keine ganze Rotte war, merkt Herr G. an, und da hat er wohl recht.
Zum Vespern finden wir eine windstille Bank an einem Wasserfall, umhuscht von neugierigen Mäusen; dann geht es über den Rand des Vulkans. Noch ein Saum wild gestikulierender Bäume, und da liegt der Laacher See. Heute mit Schaumkronen.
Wir stehen im Gegenwind und schauen über das Wasser. Das schleudert derart mit ausgerissenen Stämmen, daß die Uferbäume bis in die Wurzeln erbeben; auf den Wogen fahren die Bläßhühner Schiffschaukel. Sturm und Brandung klingen, doch, wirklich, beinah nach Meer. Herr G. deutet auf meine Schuhe, für die der See sich bereits zu interessieren beginnt; da gehen wir besser weiter.
Der Wind weht uns Richtung Tal; ein Radfahrer kämpft sich uns entgegen mit grimmer Stirn und schlammigem Steiß. Das, sagt Herr G., möchte man heute auch nicht, und wir setzen vergnügt unseren Weg fort.
Ich hätte fast ein Wildschwein gefangen, mit bloßen Händen, wäre ich nur nicht so überrascht gewesen. Ich weiß jetzt, wo das Mineralwasser wohnt, und daß man oben in den Eifelwäldern bis zum Meer gehen kann, wenn der richtige Wind weht. Eine gelungene Wanderung.
Oh, wie schön! Da muß ich auch einmal hin.
Oh, da würde ich glatt noch mal mitkommen.
Vielleicht war das vermeintliche Wildschwein auch nur ein verwilderter innerer Schweinehund?
Wenn sie in verwildert weglaufen, wäre das ganz wunderbar.
Und sie wären auf ewig unbesiegbar.
den Laacher See habe ich auch schon einige Male umrundet und wahrlich, es ist eine Superrunde, könnte gerade losmarschieren, aber bei so vielen Wildschweinen, ick wees ja nicht, ick wees ja nich ;)
Es war nur ein ganz kleines, und wir waren in der Überzahl. Aber schön ist es da, ja. Nächstes Mal muß ich in den Klostergarten.
Ganz mein Motto…. ;-)
Das ist ein kleiner Gruß! Auch wenn es da keine Kormorane gibt.
Herrlich!
Mir ist mal eine ganze Rotte fast vor die Füße gelaufen – das war schon irgendwie beängstigend…
Ja, viele Tiere sind stärker als wir — wehe, wenn sie keine Angst vor uns hätten …
Vielen Dank für diese schöne Berichterstattung. Ich schaue mit Sehnsucht auf meinen Rucksack. Alles wird gut werden.
Regenböige Grüsse aus dem nässenden Bembelland
Hoppla, Herr Ärmel — Sie hier, und vor so viel Tagen schon! Ich hoffe, Ihr Rucksack hatte mittlerweile Auslauf. Rucksäcke brauchen das; sonst werden sie unzufrieden und widersetzlich.
Ich entbiete einen guten Morgen. Tja der Rucksack. Ich bin leidlich ungeduldig. Aber das lädierte Knie wird noch ein kurze Weile rekonvaleszent bleiben.
Schöne Grüsse von der anderen Seite des Flusses
Sollte das Mineralwasser je nicht reichen, hätte ich da noch einen Tipp. Angeblich das zweitgrößte Reservoir Europas (‚ungeschützt‘ gesprochen). Ein schöner See-Gang!
Ein Wandertip im Süden? Der ist auf meiner Landkarte noch vollkommen weiß. Immer her mit dem Mineralwasser; kann man nie genug von haben!