Und Schnee
3. Januar 2015
Jedes Jahr der erste des Lebens.
Nicht Niederschlag, sondern Segen. Alle Augen strahlen, in den Schultern kribbeln schon Ballschlachtpläne, und auf Wangen und Lippen: lauter leichte, nadelspitze Küsse.
Ist es nicht stiller geworden? Da haben wir Besuch aus dem Himmel. Schaut, wie es glitzert, der weiche Teppich auf dem Asphalt, und alle Autodächer sind schön.
Morgen dann die Tritte der Tauben auf dem Bürgersteig, bis das Streusalz sie unleserlich macht. Übermorgen haben wir uns gewöhnt und ziehen gegen die Kälte die Schultern hoch. Und noch später: alles Matsch.
Doch heute herrscht Zauber. Der letzte ganz echte im Jahr.
18 Kommentare
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Der Erste ist halt immer der Schönste … :D
Und wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören … ,))
Wieso? Wenn es denn wieder schneit, ist dieser Schne doch auch wieder der Erste, oder nicht? :)
.)) Aber schon nach einem Tag fluchen die Leute über Schneeschippen, freizukratzende Autos, Verkehrschaos. Das heißt, aufhören müßte es schon … naja, vorher.
Nimmt das etwa dem landschaftlichen Zauber auch nur irgendetwas hinweg …? :)
Für mich nicht. Aber ich habe ja auch kein Auto. .)
Schade (nicht das mit dem Auto).
Hm? Was ist denn schade?
Das mit dem Schnee, halt. :)
Ach, ich hab ihn gern; zumindest wenn er bis April wieder weg ist. Das muß ihm genügen. ,)
Bin ich ja mal gespannt … :)
Es wird still mit Schnee jeder eisige Kuss.
… erinnert mich an die Schneekönigin, so eine ordentlich grausame Geschichte. Mochte ich als Kind sehr.
So ist es mit allem Neuen, mit allem Ersten. Zauberhaft. Bis der Alltag kommt. Und nur echte Liebe kann diesen überleben. Sonst schmilzt der Zauber einfach weg. Einfach so. Als wäre er nie dagewesen.
Schön, dein Text! Sehr sehr schön. Zauber, der bleibt.
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Begeisterung ist leicht, Alltag schwer — es sei denn es gäbe die Liebe. Danke!
Bei uns ist kein Fitzelchen mehr… weit und breit nicht mehr…
Hier hat er sich auch verflüchtigt. Na. Ein bißchen länger kann’s noch kalt sein, finde ich, und schneien. (Falls hier Wettermacher mitlesen: Bitte.)
Ein poetisches Lob auf die weiße Verhüllung, dieser schnellsten, aber eben auch „hinfälligsten Weltveränderung“ (Wilhelm Genazino). Doch es gibt ja den „Trost“ der Bilder und Texte, die vom Zauber des Flockenflugs handeln, und in ihnen schneit es weiter, solange es Betrachter und Leser gibt.
Gruß, Uwe