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Postkarte vom Großen Belt

15. September 2014
Schwesterschiff: S.S. Amphitrite.

Die schöne Schwester: S.S. Amphitrite.

Der Wind ist kein braves Arbeitstier; launisch ist er und schwer zu berechnen. Aber gibt man ihm etwas zum Spielen, etwas Schönes: Laub, Flügel, Rotorblätter, Fahnen oder eben Segel, so läßt er sich herbei und wirft sich ins Zeug. Bis ihm wieder langweilig wird und er sich dreht oder legt, reißt er das tonnenschwere hölzerne Schiff mit sich und beschert uns gute Fahrt.

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Sieben Tage auf der S.S. Albatros waren viel zu wenig; ich fing gerade erst an, sie kennenzulernen und die Leute auf ihr, da mußte ich schon wieder von Bord. Es gab Flaute und unruhige See, Manöver und Hafenwachen und Backschaft, und einmal standen wir zu siebt in einer Sechserkammer, in blaue Müllsäcke gehüllt und mit Papierlampions auf den Köpfen, und ich klebte herabgefallene Papierfische wieder auf manche Seebärenbrust, aber das ist eine andere Geschichte.

Auf die große Fahrt folgt jetzt die große Wäsche, denn alles, was ich habe, riecht nach Schiff. Und der Wellengang hat sich in meinen Seesack geschmuggelt – er ist mit mir heimgekommen, weit von der Küste, und führt meine Träume zurück auf See. Irgendwann, bald will ich da wieder hin.

18 Kommentare
  1. 15. September 2014 12:51

    willkommen zurück. das klingt sehr spannend! vor allem die papierfische auf der seebärenbrust…
    lieben gruß

    • 15. September 2014 14:48

      Danke! Ja, war wunderbar. Eine regelrechte Bildungsreise — was ich alles gelernt habe! Da fallen ein paar Papierfische gar nicht ins Gewicht. .)

  2. 15. September 2014 15:51

    tolle Fotos, schöner Bericht. Aber wir wollen natürlich noch viel mehr wissen!

    • 15. September 2014 18:04

      Danke, Kormoran. Wie wär’s mit: selber hin? (Viele Kollegen habe ich gesehen.)

  3. karu02 permalink
    15. September 2014 16:31

    Ich schließe mich dem Seewinderfahrenen Kormoran an. Mehr vom Schönen und Aufregenden!

    • 15. September 2014 18:06

      Im Moment warte ich darauf, daß der Seegang nachläßt. Schaukelt nämlich immer noch … Ein, zwei Seestücke kommen bestimmt.

  4. 15. September 2014 17:20

    ah, schön! aber auch schön, dass du wieder da bist. du hast mir gefehlt!
    gute landung auf der erde … :-)

    • 15. September 2014 18:13

      Danke! Eine — für mich — völlig andere Art der Auszeit. Aber sehr, sehr empfehlenswert! (Gelandet bin ich aber noch nicht richtig …)

  5. 15. September 2014 22:19

    Und auch die Worte sind schön (hätte mich ja auch gewundert, wenn nicht): der Wellengang aus dem Seesack, der Schiffsgeruch in den Kleidern.

    • 16. September 2014 13:34

      (So langsam könnte der Wellengang auch wieder verschwinden. Was nutzt mir der, so mitten auf dem Land?)

    • 16. September 2014 21:15

      Ich versuche mir das gerade vorzustellen: So wie wenn die Beine nach dem Skifahren immer weiter kurven, obwohl man doch längst im Bett liegt und schlafen möchte?

    • 17. September 2014 8:56

      Das nun wiederum kann ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht ist es so; ein klares Signal: das war nicht genug.

    • 17. September 2014 19:31

      Ich fürchte eher mehr als genug. ;)

  6. 16. September 2014 8:15

    So schön berichtet. Ich hätte auch gern ein bisschen mehr.

    • 16. September 2014 13:34

      Bin dabei. Man kann’s ja kaum lassen, nach so einem Abenteuer.

  7. 17. September 2014 9:21

    Gut gemacht, Rasmus! Glückwunsch, Neptun! Wieder eine dazugewonnen.

  8. 18. September 2014 7:13

    Ein wunderschöne geschriebener Abschied und feine Fotos.
    Frühmorgendlichdämmrigvernieselregnete Grüsse vom nördlichen Ufer des Flusses

Kommentare sind geschlossen.