Gezeichnet
Der umgekippte Tümpel stinkt, ein verhaltener, bitterer Hauch; zwischen den Bäumen glänzt er faulig. Ich zwinge mich, stehenzubleiben.
Nichts regt sich, nicht an seiner Oberfläche und nicht an seinem Rand; alles Leben ist geflohen. Und doch sind auf dem Wasserspiegel Zeichnungen zu sehen, Schnörkel und Krakel, Schlingen und Schwünge, kühne Striche auf der Algendecke.
Ich gehe in die Knie, folge so einer Linie mit den Augen, sie verläuft ungebrochen, und finde an ihrem Ende einen Falter. Weiß treibt er in einer schwarzen Ausweitung dieser letzten Bahn, die er zwischen Wasser und Luft gezogen hat.
Im Weitergehen verfolgt mich dieses tote Gewässer, darin die Spuren sterbender Falter, von keinem Tümpelwesen abgekürzt, und wie ich diese Spuren betrachte und denke: schön.
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Sehr schön, gut gesehen.
.) Und mit zugehaltener Nase fotografiert. — Danke!
…das ist der Vorteil kleiner Kameras, die man auch mit nur einer Hand bedienen kann.
oh, vielleicht eine botschaft? nur leider verstehen wir die sprache nicht.
wunderbar, dein text, liebe lakritze!
Danke, Soso! Beim ersten Blick dachte ich wirklich, da habe jemand mit dem Stock aufs Wasser geschrieben. Wäre der Tümpel belebt gewesen, hätten die Falter nicht eine Pirouette fertig bekommen …
ja das ist bestimmt ein Garn-Text.
Mh, da ist nichts mehr zu reparieren … Faden ab, sozusagen.
Wie kommts, dass der Tümpel diese merkwürdig weissliche Färbung hat? Bist du sicher, dass die „Linien“ von dem Kohlweissling stammen? Fragen über Fragen…
Schöne Grüße vom Schwarzen Berg
Oh, eindeutig umgekippt, der Tümpel. Links und rechts davon waren intakte. Grüße auf den Schwarzen Berg! Kann ja nicht kommentieren, gratuliere aber zum neuen Haarschnitt. .)
Haarschnitt kommt gut – den Reaktionen der Damen nach zu urteilen ;-)
Mein Spamordner ist noch immer leer, du scheinst der einzige zu sein, der seine Kommentare bei mir nicht loswerden kann: schade…
Was für ein memento mori. Bin hin und her gerissen zwischen Rührung und ästhetischem Genuss. Was für eine schöne Linienzeichnung der Todeskampf des Falters schuf (wenn er es denn war).
Und nur Dein Foto wird davon bleiben. Wenn auch nicht für ewig.
Ein Chance image der besonderen Art. Ich mag das sehr.
Gruß, Uwe
Da muss ich doch gleich an Christoph Ransmayr denken und seine chinesische Kalligraphen-Geschichte. Schreiben unter der Sonne: mit Wasser auf Stein. Schreiben im Wind: mit einem trockenen Pinsel im Sand.
Afra: ja, der häßliche Drilling unter diesen Schreib-Weisen. Schreiben im Tod: mit dem letzten Flügelschlag in Hypertrophie.
Und, Uwe, insofern paßt das wieder ausgezeichnet. Danke!
Eine geheimnisvolle Zeichnung der Natur, ein bisschen Miró ist auch dabei. Traurig-schön!