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L. tischt auf

2. November 2012

Meist sind es Reste, es muß was weg, da hat sie noch ein wenig übrig, und ein Wein wird sich auch noch finden … Fragt sie: Willst du nicht zum Essen bleiben?

Sitzt man dann in ihrer Küche, wo das Gespräch sich in Weiten und Fernen vertieft, schmurgeln nebenbei Dinge in Töpfen und brutzeln in Pfannen, und zu den Worten gesellen sich die Düfte. So schlingt sich die Aufmerksamkeit immer fester um das, was kommen wird. Es entsteht eine gedeckte Tafel; schöne und nützliche Gerätschaften lagern sich vor den Gästen, und dann, dann tischt L. auf.

Schüsseln und Schalen, eine Suppe, eine Pfanne, ein Topf; hier ein Ende Wurst, dort ein Stück Speck, dazu das selbstgebackene Brot, warm so wunderbar wie nach einer Woche noch, und Kräuter, die ihr auf dem Fensterbrett gediehen sind.

Was da so schlicht und schmucklos daherkommt, entfaltet sich auf der Zunge zu Welten. Und zu jedem Gericht gibt es ein Küchen- oder ein Lebensgeheimnis, eine Reise, einen Menschen; die Geschichten geben dem Geschmack zusätzliche Dauer. Die Gesichter der Gäste beginnen zu glänzen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, denn alles andere wäre ein Versäumnis, wäre unerhört.

Am Ende, wenn keiner mehr kann, zaubert sie noch einen Nachtisch her mit einem schönen Namen. Und das Wunder, es bleibt nicht aus: der geht dann auch noch.

Also, wenn sie fragt: willst du nicht zum Essen bleiben? –: Niemals, auf überhaupt gar keinen Fall Nein sagen!

11 Kommentare
  1. Philipp Elph permalink
    2. November 2012 19:06

    @ Lakritze, mit der Bitte, mir L.s Adresse zu senden.

  2. vlhusky permalink
    2. November 2012 19:22

    @ Lakritze, mit der Bitte, mir L.s Adresse zu senden!
    !!
    !!!

  3. 2. November 2012 22:15

    Oh, eine solche Begegnung wünsche ich auch mir wiedereinmal. Das muß auch nicht bei L., das darf auch bei K. oder H, sein, oder bei I. – der hat dann sicher auch noch ein Zigärrchen zum Lemberger für den Abschluß auf der Terasse …

  4. 3. November 2012 1:15

    Hoffentlich liest L. das auch.

    • 3. November 2012 11:08

      L. liest das ganz bestimmt und freut sich ob der lobenden Worte.

  5. 3. November 2012 11:02

    Wer könnte da „nein“ sagen?

  6. 3. November 2012 15:07

    Ja! so sollte es sein: nicht schnieke-fein gedeckt, nicht gourmetkopiert, nicht formell eingeladen, einfach so, aus der Laune, der Gelegenheit heraus, herzlich, warm, weil’s eben gerade so passt. Super!

  7. 3. November 2012 18:34

    Solche improvisierten Essen sind oft am schönsten. Früher habe ich so etwas oft gemacht oder meine Freunde, doch leider sind solche Abende selten geworden. Ich finde, heute wird zuviel vorausgeplant – man sollte das wieder durchbrechen.

  8. 4. November 2012 10:16

    Kunstlos-kunstvoll, das finde ich immer das erstaunlichste. Ich kann nichts komplexeres kochen, darum freue ich mich sehr, wenn andere das tun.
    P11, vl, verständliche Frage, aber die Antwort lautet nein. ,)

  9. 5. November 2012 0:10

    wo? will auch. :-)
    hm, ich bekomme grad lust, mal wieder brot selbst zu backen, wie früher. ich mach es so gerne, bin aber oft einfach zu faul …
    schöner text, der sich auf der zunge ausbreitet wie ein gericht. wie ein betthupferl ;-)
    herzlich, soso

    • 5. November 2012 9:44

      Es ist so schwierig, Geschmack in Worte zu fassen! Schön, daß Du’s mir trotzdem glaubst … .)
      Brot selber backen, das ist überhaupt mal wieder eine gute Idee.

Kommentare sind geschlossen.