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Netze

16. März 2012

In der Dämmerung zwischen Häusern und Fluß jubeln sich hundert Amseln die Kehlen wund; die Straßenbäume knospen dazu und machen, was sie können aus dem städtischen Frühling. Alles atmet, alles lebt, lacht, strebt unter einem Himmel, der endlich wieder offen steht.

Für die Märzfliegen aber, die noch nicht viel wissen vom Leben, sind sorgfältig geknüpfte, zarte Silbernetze gespannt, in Liebe und Gleichmut bewacht von den Spinnerinnen; geduldig geben sie im ersten Grün der Randstreifen ihre Lektionen.

14 Kommentare
  1. 16. März 2012 10:34

    Schön ge- und versponnen!

  2. karu02 permalink
    16. März 2012 12:03

    Zart und hart.

    • 20. März 2012 13:50

      Danke, rotewelt & Karu! Manchmal frage ich mich, ob irgendjemand außer dem Menschen Spinnennetze schön findet.

    • karu02 permalink
      20. März 2012 15:21

      …nicht einmal alle Menschen…

  3. kormoranflug permalink
    16. März 2012 18:47

    Die Spinnerin ist eine elende Blutsaugerin! Von Zartheit, Liebe und Gleichmut kann ich nicht viel erkennen.

    • 20. März 2012 13:52

      Sie will ja auch nur leben. Umso erstaunlicher finde ich, wie unverdrossen sie immer wieder ihre Netze erneuert. Und so viel Sorgfalt, wie sie hineinsteckt — das muß Liebe sein!

  4. 16. März 2012 19:20

    Wie gut!

    • 20. März 2012 13:55

      Soviel Ende im Anfang, das tröstet mich. Wäre ja nicht auszuhalten, wenn man nicht wüßte, daß es irgendwann auch rum ist.

  5. 16. März 2012 22:17

    Fein gesponnene Silbernetze spiegeln die Facetten des Lebens.
    Die Spinnerin hat auch ein Leben zu verlieren …

    • 20. März 2012 14:05

      Vor allem, wenn sie noch so klein und zierlich ist … Ich staune manchmal, mit welchem Optimismus sie sich ihre Netzstandorte suchen.

  6. 17. März 2012 7:57

    Spinnst Du?

  7. 20. März 2012 14:35

    Ich meinte die Worte, nicht die Spinnen oder die Fliegen, an der Sache selbst finde ich weniger Tröstliches. Meine Mutter liebte Spinnen, so lange sie es noch konnte, trug sie jedes noch so eklige Riesenexemplar sorgsam in den Händen nach draussen, aber 8 Jahre lang konnte sie das nicht mehr, das ist der Unterschied zu den Märzfliegen.

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