Alte Liebe
Qype-Beitrag zu Friedhof am Barfüßertor, Barfüßerstraße, 35037 Marburg; Bewertung: ****(von 5)
Hier ruht in Gott Carl Lametsch, geboren den 11ten April 1813, gestorben den 24ten December 1837. Lange hat er nicht gelebt. Sein Grab liegt nun bald zwei Jahrhunderte am Hang des Marburger Schloßberges, auf dem Alten Friedhof an der Barfüßerstraße, und immer noch bleiben Menschen davor stehen, lesen die Inschrift und denken: Ach Gott, vierundzwanzig…
Der Friedhof, im 16. Jahrhundert vor den damaligen Toren der Stadt angelegt, nahm über 300 Jahre lang ihre Toten auf. Ein kleiner grüner Fleck am Berghang ist er heute, von einer hohen Mauer umfriedet, mit einem geteerten Rundweg und zwei Bänken zum Ausruhen.
Kühl und angenehm ist es hier an heißen Tagen. In den Büschen an der Mauer nisten Singvögel. Zweimal im Jahr wird gemäht. Zwischen den hohen alten Bäumen stehen vereinzelte Grabsteine, die Inschriften vom Regen ausgewaschen, altes Deutsch und Lateinisch gleichermaßen. Barocke Lebensbeschreibungen gibt es da und klassizistische geborstene Säulen, kunstvolle Steinmetzarbeiten und schlichte schwarze Gußeisenkreuze.
Eines davon wurde für Carl Lametsch aufgestellt, von seinen liebenden Eltern. Von einem Mädchen, einer Frau gar ist nicht die Rede … Er hatte ja nicht viel Zeit.
Ich denke über ihn nach, wenn ich an seinem Grab vorübergehe auf dem Weg in die Oberstadt, und über mich und die Dinge, die nie sein werden. Und dann muß ich lächeln, wenn ich die Blumen sehe, die manchmal hier liegen.
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In Marburg bin ich geboren. Der Stadt fühle ich mich immer noch verbunden. Sterben und Tod sind zwei Themen, oder eigentlich eins, das mich gerade sehr beschäftigt, und so lese ich diesen Artikel gleich mehrfach berührt. Schön. Danke!
Danke –! Dann kommst Du aus einer meine Lieblingsstädte. Ich habe da über zehn Jahre verbracht und mochte es sehr; ich habe wohl ein Herz für Unistädtchen.
Die Friedhöfe da gefallen mir; man findet immer einen Platz für gutes Angedenken. Und es gibt sogar Ockershäuser Friedhofshonig.
Es wird Zeit, dass ich mal wieder dorthin reise.
Unistädtchen haben ein besonders nettes Flair, finde ich auch.